ERINNERUNGEN EINES RAUCHENDEN X-PHILES

Von Una Fritz für SF-Flash #35 © 2000

Na, auch schon so gespannt auf die neue Staffel von Akte X? Nein?

Ich glaube ich weiss, warum so viele nicht mehr Akte X schauen. Besonders jetzt im Sommerloch, wo querbeet alle Folgen der letzen sechs Staffeln noch mal abgenudelt werden.

Wie war das noch gleich? So vor sieben Jahren, als Akte X das erste Mal über die Amerikanischen TV Kästen flimmerte. Die Serie war ein Geheimtipp, die sich dann immer größerer Beliebtheit erfreute. Genauso zwei Jahre später hier in Deutschland, und was ist jetzt?

In Amerika gehen die Einschaltquoten zurück; obwohl schon vor drei Jahren Chris Carter, der Produzent und Ideenvater der Serie, in nicht nur einem Interview meinte, dass Akte X wohl keine sechs Staffeln laufen würde, geht die Serie jetzt in USA in die achte Staffel...

Acht Jahre, acht Jahre in denen man uns von den Aliens und der Verschwörung in der US amerikanischen Regierung berichtete. Acht Jahre in denen wir mit Scully und Mulder mitfieberten. Wird Mulder seine Schwester Samantha je wieder sehen? Und das nicht nur als Klon? Wird Scully von ihrer mysteriösen Krebskrankheit genesen? Wann werden sich M&S endlich küssen? (oops, das haben sie ja bereits). Okay, aber das war doch für viele. nicht nur die weiblichen ZuschauerInnen, eine Existenzfrage, oder? *g*

Von Staffel zu Staffel verlor ich das Gefühl für die Serie. Der Mystery-Arc, der rote Faden der Geschichte, verwässerte immer mehr bis er dann gänzlich irgendwo in den Folgen von Monster-of-the-week (Der grosse Mutato, Sporen etc.) versickerte.

Was war das für eine geniale Serie, als sie ins vierte Jahr kam. Glen Morgan und James Wong kehrten zurück ins Team, nachdem sie mit ihrer eigenen Serie SPACE leider gescheitert waren.
Folgen wie Tunguska, Mutterkorn, Blutschande, Erinnerungen eines Rauchers und andere zeigten uns, das auch die Nebenfiguren, ja selbst die Bösewichter eine eigene Geschichte hatten. Sie wurden lebendig und nicht zu Null-Acht-Fünfzehn Figuren degradiert.
Den Zuschauern schien es, dass selbst die Hauptfiguren tiefer und auch frischer waren als in den Staffeln davor und garantiert in den Staffel, die noch folgen sollten.

Leider hielt der Höhenflug der vierten Staffel nicht an, Morgan und Wong verließen Akte X, um an der zweiten Staffel von Millennium [Zur Zeit im Deutschen Fernsehen Pro7 Montags] zu arbeiten, und Chris Carter übernahm wieder das Ruder.

Kann sich noch einer von Euch an die fünfte Staffel erinnern? An den Handlungsbogen? Nein? Also so aus der Erinnerung heraus sind mir zwei .. nein drei Folgen haften geblieben. Zum einen Die unüblichen Verdächtigen, die Premierenfolge zu Staffel Fünf, wo wir endlich einmal etwas mehr Hintergrund über die drei Lone Gunmen erfahren (und zwei von drei Vornamen, John Fitzgerald Byers und Melvin Frohike). Dann war da noch die Mitte der Staffel laufende Folge Kill Switch, von keinem anderen als William Gibson, Vater des Cyberpunk, geschrieben.
Das waren die guten Folgen ... grottenschlecht und dazu auch noch total unnötig, waren Emily Eins und Zwei . Was sollte das, mag sich so manch einer von euch gefragt haben? Scully als Mutter, auch wenn das Kind ein Klon ist. Oh ja, natürlich hier wurde der Mythologische Bogen wieder eingehalten, war nicht auch Samantha, Mulders Schwester ein Klon? Stimmt, und es kamen Bienen in dieser Folge vor, genauso wie im Film.

Keine Sorge, ich werde mich hier nicht über den Film aufregen. Nein, nein, nein. Wenn ihr eine bessere Variante des Films sehen wollt, dann geht doch mal in die Videothek und holt euch die Quartermass (nicht Quartermain !!!) Filme des Briten Kneale. Das sind ganze Handlungsstränge und Szenen wieder zu finden. Übrigens, Kneale hat nicht von Chris Carter abgekupfert, seine Filme sind schon in den fünfzigern und sechziger Jahren entstanden.

Also wo war ich? Ach ja, Staffel sechs .. .Ich hatte mich gefreut . Vielleicht, ja vielleicht war Chris Carter und sein Trupp aufgewacht, und was war - nix war.
Die Folgen erinnerten irgendwie alle an irgendwelche Blockbuster Filme der letzen Jahre, selbst vor einer Titanic/Schindler's Liste Folge schreckte CC nicht zurück.
Und nur teilweise bekam man mal wieder die alte, toughe, intelligente, vernunftsorientierte Scully zu sehen, und einen Mulder, der immer noch glaubt.
Und dann auch noch den ganzen Erzählbogen um das Gremium ... weg.. einfach so .. man tötet sie, alles ist erkannt und nun was? Wirklich schwach, Herr Carter!

Das Highlight dieser Staffel war allerdings ganz woanders zu finden. Erinnert Ihr Euch noch an die Folge Ex? Klar ich bin auch nicht so ein grosser Baseball Kenner, aber die kleinen Seitenhiebe und die vielen Andeutungen an Roswell (Grays, legal aliens) waren nicht zu übersehen. Ich mochte diese Folge, ich mochte sie ganz besonders und war natürlich auch überrascht, dass David Duchovny nicht nur das Drehbuch geschrieben hatte, sondern auch Regie geführt hatte.

Und dann kam Artefakte ... die letze Folge der Staffel, eine Folge über die ich mich immer noch aufregen kann. Was ist jetzt nun? Ist das Raumschiff echt, ist es nicht echt, ist Scully okay, wird Mulder wieder gesund oder bleibt er verrückt? Gibt es Chris Carter wirklich?

Scherz beiseite, ich bin ganz entspannt an diese Folge heran gegangen ... ja, ja die letzte Folge, gähn. Und dann? Mulder wird verrückt, Scully Out of Africa und Skinner immer noch undurchsichtig wie immer. Hat mich das Raumschiff vom Stuhl gerissen - Nö eigentlich nicht. Mulder, Scully? Auch nicht ... Wer dann? Mögt ihr fragen.

Krycek!

Ja, Krycek. Mr. Ich-war-von-einem-Ölmonster-besessen-,habe-im-Bunker-überlebt-und-bin-wieder-da Wieder einmal ist der mysteriöseste aller Mulder-Gegenspieler am Werk. Leider viel zu kurz, denn ich habe ihn in den neuen Folgen nicht wieder gesehen [schmoll]

Wie geht's weiter? Bald fängt bei uns ja Staffel Sieben an, während in den USA schon an Staffel Acht gebastelt wird, diesmal mit Mulder in nur elf Folgen.
Das wird wohl die endgültig letzte Staffel sein, mit unserem Traumteam Scully und Mulder. Vielleicht auch das beste so.