Frauen in der Science Fiction
Ein Jahrhundert voller Stöckelschuhe, Nylons und Fliegeranzüge

Von Una Fritz für SF-Flash #46-48 © 2000

Ja, ja ich höre schon die männlichen Leser unter euch .. jetzt kommt wieder so ein feministischer Scheiss. Stimmt nicht, meine lieben Brüder und Schwestern im Geiste des SF. Heute und in den nächsten Wochen können gerade die Testesteron-gesteuerten Leser unter Euch so richtig sabbern und euch an schönen Bildern weiblicher SF Charaktere erfreuen.

Also, wo sollen wir anfangen? Die meisten von Euch werden jetzt bestimmt sagen (oder auch schreien) IVANOVA - Nö, muss ich euch leider enttäuschen, die kommt erst später.

Wir fangen viel früher an ... und zwar vor langer, langer Zeit in einer fremden Galaxis ... obwohl vielen von Euch Prinzessin Leia alias Carrie Fisher ein Begriff sein wird und ihr euch vielleicht auch noch an sie erinnern könnt, weil ihr damals (hüstel) im Kino wart, fangen wir nicht mit Star Wars an.
Wir gehen noch weiter zurück, und zwar in die zwanziger Jahre, wo das Bild noch schwarz-weiss war und der Film noch von einer drei Mann Kapelle begleitet wurde, um die schaurig-schönen Passagen des Stummfilms musikalisch zu unterstreichen.
Im Jahre 1926 schockierte ein Film die deutschen Zuschauer in den Kinos. Fritz Langs Metropolis musste man entweder hassen oder lieben, zum Glück liebten mehr Zuschauer den Film, da er eine Zukunft zeigte, die so fantastisch und gleichzeitig so schauerlich war. Ausserdem zeigte es in Deutschland nie da gewesener Zeitkritik, den Zustand der Deutschen Republik.
Die Geschichte spielt in einer grossen von Menschen bewohnten Stadt, Metropolis, in der die Denker und die Arbeiter leben und Letztere arbeiten. Die Denker sind sehr privilegiert und leben im Luxus, während die Arbeiter ihr ganzes Sein und Streben der Arbeit widmen müssen. Die Maschinen, an denen sie arbeiten, sehen wie lebende Moloche aus, die die Lebenskraft der Arbeiter entziehen. In dieser ganzen trostlosen Welt lebt Maria, die Tochter eines Arbeiters, die sich um die Kinder kümmert. Als sie eines Tages dem Sohn eines Denkers begegnet, verlieben sich die beiden, doch es scheint für sie kein Happy End zu geben.
Zugegeben, es hört sich alles sehr nach archetypischen Strickmuster an, aber die restaurierte Fassung des Film (und bitte nicht die Moroder Fassung!!!!) wirkt schauerlich-schön, besonders da die einzelnen Szenen eingefärbt sind. Maria, die von Brigitte Helm gespielt wird, ist Engel und Dämon zugleich, eine fantastische Rolle für die damals 19jährige.
Ausserdem spielte sie die erste Roboterfrau, und was für ein Roboter sie ist - sexy, zynisch, alles verschlingend.

1941 wurde in Amerika ein sehr interessanter, aber leider nie so recht bekannt gewordener SF-Film gedreht: The Get-Away oder, so der deutsche Titel, Allein Unter Gangstern. Der deutsche Titel führt etwas in die Irre, denn es gibt keine Gangster a la Scarface und den Chicago Mobsters.
Der Film ist in schwarz-weiss, aber das tut der Spannung keinen Abbruch und Regie führte Edward Buzzell. Robert Sterling spielt Jeff Crane und Donna Reed als Maria Theresa O'Reilly. In diesem Film trafen zum ersten Mal zwei Genre aufeinander, die des Horrorfilms und der Science Fiction. Allein unter Gangstern erzählt die, für uns heute klassische, Geschichte eines Raumschiffes, das von einem Weltraummonster überfallen wird und nach einander fast alle an Bord befindlichen Mitglieder der Crew niedermetzelt. Nur eine junge Frau, O'Reilly gespielt von Donna Reed, kann dem Monster entkommen, und dem Grauen ein Ende setzen, indem sie das Monster tötet.
Hört sich bekannt an? Dann habt ihr Recht, denn dieser Film ist das Original zu Alien. Obwohl in den typischen Stöckelschuhen und Nylons der damaligen Zeit, spielt Donna Reed die erste Frau in einem Ton-SF-Film, die mit Tatkraft, denn mit ihrer Stimmengewalt und Rundungen in einem Film auf sich aufmerksam macht. Reed ist keine Weisse Frau, die schreiend und wimmernd in den Händen von King Kong liegt.
Man kann wirklich sagen Brigitte und Donna waren die ersten SF Kick Ass Chicks ... intelligent, furchtlos und bezaubernd weiblich. Leider sind die wirklich starken Frauenrollen in den darauffolgenden Jahren nur dünn gesät.

Nach dem zweiten Weltkrieg ist das Genre des Science-Fiction in Europa so gut wie tot, und nur in Amerika treibt Sci-Fi etwas schabernäckige Blüten - wo noch in den 30iger Jahren die stahlharten Männer in ihren Super-Pyjamas vorhielten, wurden die Filme der späten vierziger und fünfziger Jahre von dem Kalten Krieg geprägt, der die Supermächte wie auch die kleineren Staaten mit eiserner Hand umschloss.
Das Frauenbild des Genre, so wunderbar in Szene gesetzt duch Lang und Buzzel, wurde wieder von der schreiende, wimmernde, und alles in allem, nervigen Frauenrolle abgelöst.

Dann kam ja endlich die Befreiung, die Emanzipation der sechziger Jahre .. und was war ? Nix war ... Natürlich mögt ihr jetzt dagegen halten, dass wir in den Sechzigern eine Reihe von SF Klassiker wie 2001: Odyssee im Weltall, Planet der Affen (okay, nicht gerade ein guter Klassiker) und Lautlos im Weltall - alles sehr gute Filme, aber keiner mit einer einzigen Frau, und wenn wie im Falle von Planet der Affen leicht bekleidet und zurückgeblieben.
Wir hatten zwar die Jetsons und auch die Robinsons von Lost In Space im Fernsehen, mit ihren süssen Mamis, aufgesteckten Haaren und immer manikürten Händen - okay, die Jetsons waren Zeichentrick aber ihr wisst schon, was ich meine - aber starke Frauenrollen bekamen wir nicht zu sehen. Bis 1968, da kam Roger Vadim mit dem Weltraum Märchen Barbarella heraus. Okay, vielleicht ein wenig zu quietschebunt und zu sexistisch (aus männlicher Sicht natürlich *g*), aber der Film hatte eine starke, zu allem bereite Frauenrolle. Barbarella wurde von Jane Fonda gespielt, und man merkt wie viel Spass sie hatte, die Männer reihenweise aufs Kreuz zu legen.

Ausserdem gab es ja dann auch noch Lt. Uhura, gespielt von Nichelle Nichols. Die erste Afro-Amerikanerin in einer wöchentlichen Serie.

Das änderte sich in am Ende der Siebziger Jahre.

Der erste, der wieder eine starke Frau wieder ins SF Genre einführte, war George Lucas in seiner Star Wars Trilogie (tut mir leid, ich weigere mich, hier von einer Quintologie oder gar einer Sixtologie zu sprechen). Prinzessin Leia betrat die Bühne, die zwar mit ihrer Berliner-Ballen Frisur ein wenig Altbacken aussah, aber wenigstens wieder eine Waffe in die Hand nahm und auch sonst sich nicht so schnell unterkriegen liess. In den noch folgenden zwei Teilen von Star Wars, war sie eine Kriegerin, eine liebende Frau und sexy.
Wenn ich das so sagen darf, war sie mein erstes richtiges Vorbild - und bestimmt für eine Million andererer kleiner Mädchen auch. Okay, was ich nur nicht verstehen konnte war, wie man sich eine solche Frisur zulegen konnte 'g'.

Im gleichen Jahr kam auch Alien heraus, mit einer sehr starken Frauenrolle - Lt. Ripley. Wo Carrie Fisher als Prinzessin Leia noch an das Weibchen Schema der männlichen Zuschauer in Star Wars appiliert hatte, wurde Ripley von einer damals zwar jungen aber schon sehr erwachsenen Sigourney Weaver dargestellt. Sie war eine Frau, kein Mädchen, sie wusste und musste ihren Mann stehen und das tat sie auch. Wo noch Donna Reed als O'Reilly die Tochter des Frachterkapitäns war (im Original Allein Unter Gangstern), war Ripley sozusagen ihre emanzipierte Enkelin.

In zweiten Teil der Alien Saga, Aliens hatte, neben der zurückgekehrten Ripley, noch eine zweite starke Frauenrolle. Jenette Goldstein spielte die zynische, muskelbepackte PFC Vasquez. Viele Männer wie Frauen mochten diesen Charakter, der leider gegen Ende des Films ins gras beissen musste. Aber sie war cool, ein harter marine, weiblich wie männlich und witzig. Diese Figur war die erste von vielen die in den nachkommenden Jahren und Jahrzehnten das Frauenbild in guten wie schlechten SciFi Filmen und Serien prägte.


Kleines Vorwort: Einige Leute haben mich nach dem ersten Teil gefragt, warum ich denn diese oder jene Frauenfigur nicht mit aufgenommen habe, zum einen, weil ich eine sehr selektive Wahrnehmung habe *g* und zum zweiten, weil ich diesen Artikel mal ohne Recherche schreibe (ich habe ach noch ein Privatleben - so gerade eben noch), aber ich hoffe, dass tut eurem Lesevergnügen keinen Abbruch.

Ich hoffe, die männlichen Leser unter euch können es noch abwarten - denn diese Woche sind die starken Heldinnen der 80 und 90er Jahre dran ... besonders möchte ich euer Augenmerk auf die Frauen des Star Trek richten, die ja in den 80ern und Anfang der 90er vorherrschten.

Also was gab es an guten weiblichen Rollen in der Popper und Grufti Kultur der Achtziger? Wenn man es sich genau überlegt eigentlich nicht viel ... ein paar gezeichnete Figuren, besonders aus der Manga Szene, betraten das Licht der Welt in Europa und USA, aber an sich gab es bis auf die wenigen Aussnahmen in Star Trek: The Next Generation keine starken Frauenrollen.
Wir schreiben das Jahr 1987 - im September diesen Jahres geht eine neue Generation von Star Trekkern an den Start. Die erste Frau, die man zu sehen bekommt, ist Deanna Troi - tief dekoltiert, kurzem Röckchen und einem Haardutt, der sich gewaschen hat. Von einer fast unbekannten Britischen Darstellerin porträitiert, Marina Sirtis.

Als nächstes sehen wir Tasha Yar, gespielt von Denise Crosby, die toughe Sicherheitschefin, in Hosen und kurzem Blondhaarschnitt, schnittig, aber genau darauf bedacht den Gegenpart zu Deanna zu legen. Wo Deanna sexy und in ihrem dunklen Aussehen Erotik pur ausstrahlt, setzt man bei der blonden Denise alias Tasha mehr auf den unterkühlten Charme eines Eisbergs.

Dann haben wir noch die Ärztin, Beverly Crusher .... diese Frau ist eine Klasse für sich - möchte man meinen. Als geborene Rothaarige kann ich verstehen, dass an einen gewissen Ruf weg hat, die Namen, die ich in der Schulzeit aufgebrummt bekommen habe, stehen für sich - Rotschopf, Pippi Langstrumpf, Rotfuchs, Feuerkopf = Hitzkopf sind nur einige der netten Ausdrücke, die ich immer wieder zu hören bekomme. Leider trifft keiner der Namen auf Beverly zu. Wo Marina Erotik verkörpert, Denise die kompetente Freundin, verkörpert Beverly, gespielt von Gates McFadden, gar nichts. Jedenfalls habe ich niemals auch nur ansatzweise etwas von einem Rotschopf in der dieser Frau gesehen. Natürlich, sie ist die kompetente Ärztin, Klein Wesleys Mama und ab und zu auch mal das Love Interest von Picard, aber so richtig rund ist ihre Figur nicht. Schade eigentlich, denn mit diesen drei Frauen hätte man alleine schon komplette Handlungsbögen in die Serie einbauen können.

Aber warum erinnert man sich meistens nur an Deanna Trois Dekollete oder an Tasha Yars Kompetenz? Weil ST: TNG ein Ensemble war, und leider gab es mehr Männer als Frauen und gerade die Männer hatten immer meistens die besten Rollen.

Und im Film, auf der ach so grossen und vielbeschriebenen Kinoleinwand? Nicht das ich wüsste, mir fallen auf Anhieb nur wieder Ripley und Vasquez ein, und die hatten wir ja schon in Teil Eins vorgestellt.
Das lässt natürlich die Frage aufkommen, gab es überhaupt SciFi in den Achtizigern?
Ja, gab es ... zum Beispiel Kampfstern Galactica - oh ja und da gab es ja dann auch immer diese süssen Mäuschen, die um Starbuck und Apollo herum flatterten ... leider sind mir ihre Charakternamen und auch die Namen der Schauspielerinnen entfallen, und ehrlich gesagt, habe ich keine Lust, zu recherchieren, jedenfalls nicht für Galactica (hey, ein SciFi Geek hat das Recht, wählerisch zu sein :-))

Dies alles änderte sich mit Anfang der 90er Jahre. Ta Ta ta daaaaa.
Chris Carter brachte uns Agent Dana Scully - rothaarig (hoo-yah) und sexy, und doch mit einer unterkühlten Eleganz und Erotik, die es selten gab in einer Sci-fi Mystery Serie. Gillian Anderson musste für ihre Rolle einiges über sich ergehen lassen, als erstes, das Färben ihrer Naturblonden Haare und als zweites, das Wegschminken ihres kleinen Leberfleckes oberhalb ihrer linken Oberlippe.

Akte X war wirklich ein Meilenstein im SciFi Mystery Genre und ganz besonders für die Frauenrolle. Man muss schon zugeben, dass Scully alias Gillian Anderson viel für die Frau im Science Ficiton Genre getan hat. Kein kreischendes Weibchen, sondern eine kühle Analytikerin, die nicht nur mal eben einen Doktor in Medizin hat, sondern auch noch witzig und schlagfertig ist. Der richtige Counterpart zu David Duchovnys Fox Spooky Mulder.

Dann ging es Schlag auf Schlag, mit dem Auslaufen der ST: TNG Serie kam noch eine weitere Generation des Star Trek Franchise. Deep Space Nine betrat die Bühne. Okay, die Hauptakteure sind natürlich wieder einmal Männer, aber es gab Ausnahmen. Zum einen Major Kira Nerys. Überlebende des Gul Dukat Regimes auf der Terrok Nor Raumstation, Mitglied des Bajoranischen Widerstandes und nun Armeeangehörige. Sie ist ein gebranntes Kind, sie trägt immer noch Hass, Rache, Ekel und Schmerz in sich. Und Nana Visitor spielt sie so herzzerreissend hinreissend, dass man/frau sie einfach nur ins Herz schliessen kann. Und endlich ist es auch die erste Frau in einer Serie, die positiv eine Veränderung durchmacht. Sie wird weiblicher und doch verliert sie nichts von ihrer Stärke.

Dann ist da noch Jadzia Dax, von Terry Farrel wunderbar dargestellt. Als Trill, hat ihr Symbiont schon viele Leben durchlaufen, und sie zeigt diese mit einer Leichtigkeit und einer Mischung aus Weisheit und kindlicher Freude. Wenn sie will kann sie das Weibchen sein, oder, im Fall ihres späteren Ehemannes Worf, auch mal die Wildkatze oder der Klingonische Rächer.
Zwischen den beiden weiblichen Charakteren entwickelte sich allmählich eine Freundschaft, und wo es nur vereinzelt (wenn es dem Handlungsstrang dienlich war) in ST:TNG zwischen Crusher und Troi auftrat, waren in DS9 die beiden Frauen wirklich Freundinnen, die sich auch mal ihr Leid klagten und damit auch mal eine komplette Folge füllten. (Brannon Madman Braga Sei Dank!)

Leider stieg Terry Farrel kurz vor Ende der Serie aus, und ihr Trill wurde von der Schauspielerin Nicole deBoer ersetzt, die Ezri Dax darstellte. Was kann ich zu Ezri sagen? Ich mochte sie nicht, na ja so krass kann man das auch nicht ausdrücken, aber ich wurde nie so richtig warm mit ihr. Und dass, obwohl die ersten zehn Folgen sich ausschliesslich mit dieser Frauenfigur beschäftigten. Gegen Terry Farrel's starke Jadzia war sie blass, sie konnte gar nicht anders und die Drehbücher halfen auch nicht darüber hinweg. Eigentlich schade, denn Nicole deBoer ist wirklich eine gute Schauspielerin, aber wenn ein Skript einer Rolle, sei es männlich oder weiblich, nicht mehr Leben einhaucht, dann kann auch ein guter Schauspieler nichts daran ändern.

Und dann kam 1995 - Babylon Five!
Okay, ich muss gestehen, ich habe fast keine komplette Staffel der Serie gesehen *schäm*. Und ich habe wirklich keine Ahnung, was in der Serie wirklich so richtig passierte, aber eine Frauenrolle ist mir in Erinnerung geblieben (nicht nur wegen der lauten Jubelschreie meines damaligen Freundes - IVANOOOOVAAAA *schüttel*). Die Folgen, die ich gesehen habe, fand ich ganz nett (oh-uh ich glaube, meine Herren Co-Seniors müssen mich nach diesem Artikel aus der Luftschleuse kratzen, aber ich habe euch ja gewarnt, meine Wahrnehmung ist sehr selektiv *g*)

Claudia Christian spielte nicht nur Capt. Ivanova in Bab5 , sondern auch in einem anderen SciFi Film (mit Kyle McLoughlin) eine Stripperin, die von einem Alien für kurze Zeit besessen ist. Alles was ich sagen kann - Kick Ass Chick! In babylon Five ist sie witzig, pflichtbewusst und erinnert mich stark an David Webers Honor Harrington. Das was ich von ihr gesehen habe, war beeindruckend, und ich fand es schade, dass sie durch Tracy Scroggins ersetzt wurde.


Und hiermit endet erst einmal unser zweiter Teil. Im dritten und letzen Teil werden wir uns mit den Film- und Serien SF Heldinnen der späten 90er Jahre beschäftigen und ja, dann kommen Seven Of Nine und Trinity. Ausserdem werden wir bis dahin auch die Bekanntschaft mit Officer Aeryn Sun aus Farscape gemacht haben, und eins kann ich euch schon jetzt verraten - diese Frau kann einen Mann umwerfen - im wahrsten Sinne des Wortes *g*.


Wow, ihr lest immer noch? Und das nach zwei Wochen - Ich bin erstaunt und überrascht :)
Nun gut, heute wollen wir uns in unserem letzten Teil den Frauen der späten 90er Jahre beschäftigen. Es wird auch wieder Star Trek dabei sein, aber nur am Rande. Denn ich glaube die meisten von euch wissen ja schon die Vorzüge von Seven Of Nine's analyischen Wesens zu schätzen ;-) Ich möchte lieber noch ein wenig mehr auf die Kinofilme eingehen, besonders Starship Troopers und The Matrix und natürlich auf die neuen SF-Serie Farscape, wobei Sat1 uns heute abend mit direkt zwei Folgen beehrt.

Aber erst einmal zurück in die Vergangenheit :) Was gab es ab 1995, nach Babylon Five und Ivanova? Zum Ersten flimmerte ab Anfang 1996 auf Vox Space 2063 (Space: Above And Beyond) über unsere Bildschirme. In dem Kriegs-SF Drama gab es neben den zum anbeissenden männlichen Darstellern auch zwei sehr starke weibliche Hauptrollen - Lt. (später Captain) Shane Vansen und Lt. Vanessa Damphousse. Sie waren Frauen in einer immer noch von Männer dominierten Welt, aber sie konnten ihre eigene Frau stehen.

Morgan und Wong, die Produzenten, schienen genau in die politisch/feministisch korrekte Schiene ein zu schwenken, aber sie taten es nicht. Obwohl Vansen (von Kristen Cloke gespielt), die Anführerin des Marine Corps Trupps war, schien man nie auch nur einmal den erhobenen Zeigefinger zu entdecken. Ich liebe Morgan und Wong für ihre Arbeit, ob Akte X oder Space, sie kommen immer wieder mit starken Frauenrollen, die sich nichts beweisen müssen. Die weiblichen Charaktere sind weiblich, ja und? Sie kämpfen gegen fast zwei Meter grosse Chigs und sind trotzdem noch weiblich, stark und kick ass (was ihre männlichen Mitdarsteller mehr als einmal zu spüren bekommen).
Neben Kristen Cloke und Lanei Chapman (sie spielte Damphousse, die zweite starke Frauenrolle in Space) gab es Ende der 90er Jahre aber noch andere starke Frauenrollen im Kino und im TV: Es schien als würde eine neue Renaissance von starken, intelligenten und interessanten Frauenrollen unser so geliebtes Genre überschwemmen.
Im Fernsehen gab es nach dem frühen Tod von Space noch eine sehr militärisch angehauchte Serie: Stargate SG-1. Und auch hier gab es wieder eine starke Frauenrolle. Anders als in dem Kinofilm Stargate von Roland Emmerich, gab es neben Colonel Jack O'Neil und Wissenschaftler Daniel Jackson zwei neue Charaktere, die zum Stargate Kommando gehörten - eine davon eine Frau ... Captain Samatha Carter. Carter, die von der Anglo-Kanadierin Amanda Tapping gespielt wird, wurde zu Anfang der Serie ein wenig als die Quotenfrau dargestellt. In fast jeder Folge der ersten Staffel scheint Carter immer wieder den Standpunkt der Frau im militär und in der Gesellschaft aufzeigen zu müssen. Eine Tatsache, die ich nicht ganz so gelungen fand. Aber das änderte sich zum Glück in den folgenden Staffeln.

Ausserdem gab es noch die Mini-Serie Lexx - The Dark Zone, eine Deutsch-Kanadische Co-Produktion. Ich muss gestehen, ich fand sie nicht so gelungen, und der amerikanische Nachfolger ist noch schlimmer. Aber ich fand Eva Habermann als die erste (und wahre!) Zev sehr gut. Sie war sexy und doch legte sie eine Willenskraft an den Tag, die erfrischend war. Ich finde, sie ist Barbarella der 90er :)
Besonders ihre Vita ist ein wahrer Kunstgriff, wenn wir Zev das erste Mal zu Gesicht bekommen, ist sie fett und hässlich, doch nachdem sie zwangsweise beinahe zur Sexsklavin umgemodelt wurde und auch noch ein wenig DNA von den Clusterechsen mitbekommen hat, ist sie ein Wirbelwind, der eigentlich gar keinen Beschützer braucht. Trotzdem spielt sie ab und zu das Weibchen, besonders wenn sie mit Kai zusammen ist (Fiktionale Frauen sind eben auch nur Menschen und leider werden sie nur allzuoft von Männern geschrieben :s).

Apropos Männerfantasien: mal ehrlich - hätte eine Frau, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte, Seven of Nine in Star Trek: Voyager so dargestellt wie sie jetzt ist? Mit unbequemen Korsett, hochgeschnürten Brüsten und Stöckelschuhen, die ein Borg nie anziehen würde? Jeri Ryan sollte die Drehbuchautoren und Kostümdesigner verklagen, sie wird nach 7 Staffeln Voyager bestimmt Rückenprobleme haben.

Aber gerade über die Frauen in ST: Voyager lässt sich ja bekanntlich streiten. Was war ich happy, als ich hörte, der ST Franchise würde die erste Frau ans Ruder eines Sternenflotten Raumschiffs lassen. Ich bin schon seit langem ein Fan von David Weber's Honor Harrington Buch Reihe und ich dachte; Wow, Janeway muss wie Honor sein - leider war dem dann doch nicht so. Nun gut, so schlecht ist Kate Mulgrew als Capt. Janeway auch nicht und ich sehe sie auch lieber als irgendeine andere aus dem ganzen Star Trek Universum, aber hätte man sie nicht ein bisschen weniger als Frau, die sich in einer Männerwelt behaupten muss und eh schon von Männer be- und geschrieben wird anlegen können?

Das ist etwas, was ich immer und immer wieder kritisiere, nur die wenigsten Drehbuchautoren (und da nehme ich auch einige wenige weibliche Drehbuchautoren nicht aus) können einfach keine Rollenfrauen schreiben. Und hier gibt uns Voyager ein Paradebeispiel ab - entweder werden die Frauen als sexy Göttinnen beschrieben, die die Männer um sie herum verwirren oder sie werden als harte Muttchen dargestellt, die man noch nicht mehr an das Steuer eines Volvos lassen würde.
Oh, ihr seid nicht der Meinung? Okay, ein kleiner Test, was fällt euch als Erstes ein, wenn ihr Seven of Nine seht? Ihr habt zwei - nein, drei Antworten zur Auswahl :)

A) Wow, hat sie dicke .. ah schöne Augen b) Wow, ich verehre sie wegen ihrer tollen Figur/Haare oder Stimme? und last but not least, C) meine Güte, ich finde ihren analytischen Verstand ... faszinierend.

Und jetzt kommt mir bitte nicht damit, dass ihr alle C) genommen hättet ;-) Man hätte eine weibliche Borg auch anders in Szene setzen können, aber man hat sie zu dem feuchten Traum pubertierender Jünglinge gemacht, die sie heute ist. Ist Ivanova nicht auch weiblich? Sind die anderen toughen Frauenrollen nicht auch interessant? Aber warum kommen diese dann ohne die ganzen Attribute althergebrachter Zeiten (ich sage nur Korsett) aus?
Ich glaube, dass wird immer ein Mysterium bleiben. Vielleicht, weil es mehr männliche als weibliche Genre Fans gibt, und um Geld zu verdienen, muss man sich eben der Zielgruppe anpassen. Was mich nur wundert, ist, dass gerade in den letzten zwei bis vier Jahren immer mehr Frauenrollen die Fernseher und die Kinoleinwand erklommen, die eben nicht die stereotypische Brust raus, Bauch rein Frauenrolle hatten, oder, Gott bewahre, die mütterliche Freundin spielten. Aber es gab ja bei Voyager auch noch die Halb-Klingonin Be'Lanna Torres, gespielt von Roxanne Biggs-Dawson. Sie ist meiner Meinung nach eine gute Mischung aus beiden, sie kann das Frauchen spielen (na ja, wie man sich vielleicht ein klingonisches Frauchen vorstellt) und sie ist auch die Kriegerin und Rebellin des Maquis.

Im Kino war es zum Glück anders - da gab es zwar auch Sex, aber stand nicht so im Vordergrund wie in der Darstellung von Seven Of Nine um die zuschauerzahlen wieder hoch zu ziehen.
Zum Einen war da LeeLoo in dem Kinofilm Das Fünfte Element, gespielt von Mila Jovovich, einem Ex-Model. Jetzt könnte man natürlich wieder sagen ... ah ja, ein Ex-Model also muss sie viel Haut zeigen. Gut das tut sie auch im kompletten Film, aber irgendwie scheint es zur Rolle zu gehören. Denn Leeloo ist keine Frau im herkömmlichen Sinn, sondern der genetische Nachbau des 5. Elementes, einer Waffe.

Mit Starship Troopers kamen direkt zwei Frauen in Hauptrollen in einem SF-Film ins Kino. Ich muss gestehen, ich habe noch nie Barbie und Ken live im Kino gesehen, bis zu dem Tag, wo ich Starship Troopers gesehen habe. Gut, Denise Richards sieht süß aus, aber eine richtige tolle SF Frauen Figur ist sie beileibe nicht. Wer mir gefallen hat, war Dina Meyer, die ja schon in einem anderen SF-Thriller mit Keanu Reeves (Johnny Mnemonic) aufgetreten war. Ihre Dizz, obwohl im Originalbuch zum Film von Heinlein eigentlich eine Männerrolle, war stark, schön und sie starb leider viel zu früh. Aber durch diese Rolle reiht sich Dina hier in die Liste meiner kick ass chicks ein.

Im letzten Jahr kam dann The Matrix. Ein wunderbarer Film! Und für alle Fans des DVD Heimkinoerlebnis mit Dolby Surround und DigiSound ein wahrer Nachbarnkiller. Aber zurück zu den Frauenrollen. Obwohl in The Matrix Neo Anderson, alias Keanu Reeves, der Protagonist des Films war, ist es die Frau an seiner Seite, auch noch in schwarzem Leder, der wahre Knaller. Ich hatte Carrie-Anne Moss bisher nur in Models Inc und in der Serie FX gesehen und ich war mehr als nur positiv überrascht, als ich sie als Trinity sah. Ihr Satz "...Nur ein Agent!" und auch die Karate-Einlagen beeindruckte meine kleine, schüchterne Nichte so sehr, dass sie jetzt anfängt Karate zu lernen.

Jetzt schreiben wir das Jahr 2000 und vieles ist über unsere Bildschirme und Kinoleinwände geflimmert. Aber zur Zeit - genauer gesagt heute abend - werden wir wieder in den Genuss von gleich zwei schönen, intelligenten und auch wunderbaren Schauspielerinnen im SF Genre kommen.

Virginia Hey und Claudia Black sind die wahren Stars in der neuen Sci Fi Serie Farscape, die heute abend mit einer Doppelfolge auf Sat1 zu sehen ist. Obwohl beide sehr verschiedene Charaktere sind, sind sie doch in einem Punkt gleich - sie sind beide sehr gut geschriebene (und auch gespielte) weibliche Charaktere. Rockne O'Bannon hat da wirklich ein gutes Händchen bewiesen.

Und, habe ich nicht zu viel versprochen, als ich meinte, dass Aeryn Sun jeden Mann aufs Kreuz legt? Schon der Kunstgriff einen weiblichen Charakter eigentlich mehr oder weniger aus einer männlichen Perspektive einzuführen ist genial. Hoffen wir mal, dass die Serie und auch die weiblichen Hauptdarsteller hält, was sie verspricht, aber ich glaube, das wird sie ;-)
Nun bleibt nur noch zu hoffen, ob das nächste Jahr genauso viele gute weiblichen Rollen in Serien hat, wie wir es schon in den letzten Jahren hatten. Denn was wäre schon Starship Troopers ohne die Szene, wo Dizzy beinahe ihren Kommandeur auf den Asphalt gelegt hat oder The Matrix ohne Trinity mit ihrem wahnsinnigen High Spin Kick? Ich jedenfalls halte die Daumen, dass Red Planet, Farscape und auch Ghosts of Mars wieder Frauen so zeigt wie sie wirklich sind, schön (egal welchen Alters, Hautfarbe oder Kleidergrösse) und stark. Eine sehr grosse Bereicherung für unser Genre und für die Unterhaltung ... für jeden Mann und für jede Frau.